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Warum Volatile Life?

Das Blog heisst ja „VolatileLife“ und bisher gab es hier auch nichts volatiles zu lesen. Volatil sind ja auf einer Kurve bspw. die Ausschläge. Je „gerader“ eine Kurve verläuft, desto geringer die Volatilität, je mehr Berge und Täler sie hat, desto volatiler. Zusätzlich kommt es noch darauf an in welchem Zeitraum diese Berge und Täler auftreten. Sind es sanft ansteigende Hügel über einen langen Zeitraum mit einem nach der Maximalhöhe leichten Abstieg, dann ist die Volatilität wieder geringer als bei einem steilen Anstieg und steilen Abstieg.

Mein Leben ist im Vergleich zur 9 jährigen im syrischen Kriegsgebiet quasi ereignislos. Die Volatilität von ihr und mir ist Grand Canyon + Mount Everest im Vergleich zu einer handtellergroßen Muschel an einem endlos langen Sandstrand.

Aber so funktioniert meine Psyche natürlich nicht. Der ist das ziemlich Wurst, wieviel Volatilität andere Menschen in ihrem Leben haben. Die kalibriert sich auf die Maxima und Minima, die es in meinem Leben so gibt. Da kann mal die Nacht schlecht gewesen sein, oder ein Kollege ätzend, oder die Psyche einfach down sein, weil das Hirn irgendwie nicht den richtigen Chemiecocktail angerührt hat. Alles krass, und alles irgendwie auch wieder nichts.

Es gab mal Artikel in der Süddeutschen, und ich finde sie gerade nicht, in denen es hieß, dass wir in der westlichen Welt echten Stress nicht gewohnt sind und von daher von Dingen gestresst werden, die andere Menschen nicht stressen würden oder gestresst werden von Dingen die andere Menschen nicht in ihrem Alltag haben.

Ich bin nicht die westliche Welt, einer von Milliarden eher, aber trotzdem fühle ich mich bei sowas angesprochen. Vielleicht sollte ich andere Dinge tun, die echter oder anderer Stress sind als die Dinge, die ich derzeit mache.

Nur mal so viel. Mein Leben kommt mir subjektiv sehr volatil vor, weil ich von manchen Dingen unheimlich gestresst bin, dann wieder sehr glücklich weil ich ein kleines bisschen weitergekommen bin mit mir oder meiner Umwelt. Das ist dann schon volatil. Krass.

Letzte Woche bspw. war ich sehr down, ich war aggressiv. Meine E-Mails an Kollegen hatten einen ungewohnten Biss, meine Zündschnur war nicht kurz. Ich war calm like a bomb, einmal anfassen und bumm. Da habe ich mich 2 Tage rausgenommen. Das war gut. Immerhin erkenne ich mittlerweile recht zuverlässig, wann ich mir selbst oder anderen schade, wann es besser ist, nicht zu öffentlich zu existieren. Etwas Sport (100 km Radfahren, Fußball, Tanzen und Eigengewichtsübungen), frische Luft (beim Radfahren) und das verlängerte Wochenende machten dann wieder alles soweit ok.

Trotzdem nagen dann so Gedanken an mir, die ich auch Tage später noch nicht ganz abschütteln kann. Sollte ich mal einen anderen Job machen? Eine andere Firma? Wieder selbstständig werden? Einfach sabbatical für 1-2 Jahre? Was studieren? Einfach weitermachen und durchhalten, es kommen auch wieder andere Zeiten? Wieviel davon ist ein temporär unausgeglichener Hormonhaushalt und was ist echt? Was kommt tatsächlich durch die Hormone ohne mein Zutun, welche Rolle spielt der gelegentliche Rotwein oder der Schlaf? Was ist mit dem Vergangenheitspäckchen, wo ich immer noch denke – Du hättest mal ne dicke Pause gebrauchen können. Monate! Fragen über Fragen.