Einerseits gibt es Beiträge von Menschen (auf Twitter, Facebook, Heise Kommentar usw.) die sollte ich einfach so stehen lassen. Wenn jemand herumtrollt, dann sollte ich ihn nicht auch noch füttern. Trollen ist: wirre Aussagen in den Raum stellen, wo das darauf Antworten schon das halbe Problem ist. Denn würde man nicht antworten, bliebe es bei einer wirren Aussage. Antworte ich, dann ergeben sich daraus im Zweifelsfall viele Beiträge ohne Erkenntnisgewinn. Passend dazu irgendwie „Wie man mit Fundamenalisten diskutiert, ohne den Verstand zu verlieren (Hubert Schleichert)“ bzw. „Wann diskutiere ich mal lieber nicht“
Dann gibt es Kommentare, sollte ich sie kommentieren, habe ich direkt Angst, dass anschließend ein Mob vor der Tür steht. D.h. da brauche ich dann Zivilcourage + muss den Eindruck haben den Troll nicht zu füttern.
Und dann gibt es Trollbeiträge von der anderen Seite. Von Menschen, die, so meine Interpretation etwas Gutes erreichen wollen. Volkerverständigung, Werteverständnis usw. usf. Ich erlebe hin und wieder bei Beiträgen dieser Art von „Wir sollten folgende Dinge besser machen“ oder „Ich prangere diese Mißstand an“, wo ich vermute, dass der Mißstand behoben werden soll, einfach weil es konkludent ist, dass die Art und Weise wie es besprochen wird nicht dazu einlädt die Völkerverständigung zu verbessern, bzw. den erwähnten Mißstand zu beseitigen. Sehr lange Präambel, ich weiß.
Auf jetzt.de, ohnehin ein Magazin im Internet, bei dem ich nicht weiß in welche Trollschublade es genau gehört, aber definitiv etwas mit der Aufschrift „POLEMISCH“ oder „UNGÜLTIG VERALLGEMEINERND“, hatte Teresa Bremberger ein Interview gegeben. Einige Sätze stießen mir, als weißem, der versucht kein Rassist zu sein, sauer auf. Ja, sie erzeugten eine Art innere Gegenwehr, die es mir schwer macht den erwähnten Afrozensus und seine Ergebnisse ernst zu nehmen. Oder konstruktiv über die Thematik nachzudenken, in dem ich bspw. für die Ergebnisse und angeprangerten Mißstände des Afrozensus Partei ergreife. Im zweiten Antwortsatz auf die erste Frage ist ein innerer Bollwerk da, der leider etwas verhindert, was aber so wichtig wäre: Ein gemeinsames Problemverständnis zu schaffen um dann gemeinsam daran zu arbeiten. Ich brauche eine gehörige Portion Reflektionsfähigkeit, gepaart mit der Hypothese „Das hat sie jetzt nicht so gemeint, wie es da steht und wie ich es verstanden habe“ und dann noch eine Form von „Erwachsensein“ darüber zu stehen, wenn sich jemand im Ton vergreift trotzdem dahinter eine Einladung zum mitmachen zu sehen. Hier die Frage und die Antwort, Hervorhebungen von mir.
jetzt: Teresa, fast alle Befragten des Afrozensus geben an, dass ihnen nicht geglaubt wird, wenn sie rassistische Erfahrungen ansprechen. Woran liegt das?
Teresa Bremberger: Ich glaube das liegt unter anderem daran, dass es in Deutschland ein bestimmtes Verständnis darüber gibt, was Rassismus ist. Weiße Menschen können nicht akzeptieren, dass anti-Schwarzer Rassismus etwas ist, worüber sie keine Deutungshoheit haben, sondern Schwarze Menschen.
https://www.jetzt.de/politik/afrozensus-umfrage-diskriminierungserfahrungen
Unabhängig davon was weiße Menschen nicht können oder vielleicht doch können – außer eine weiße Haut zu haben – ist die Generalisierung aufgrund des äußerlichen Merkmals „weiße Haut“ per se schwierig. Ich habe über mein Leben hin es sehr ernst genommen nicht aufgrund äußerer Merkmale auf ein Persönlichkeitsmerkmal hin zu schließen. Das passiert hier aber. Gleichzeitig bin ich dann bei „weiße Menschen“ pauschal mitgemeint, ich fühle mich angesprochen.
Würde Frau Bremberger schreiben: „Weiße Menschen können nicht akzeptieren, dass die Erde eine Scheibe ist“ würde ich immer noch sagen – nicht alle (vgl. https://www.mdr.de/wissen/gestorben-rocketman-mike-hughes-flat-earth-theorie-100.html) . Und es gibt auch sehr viele Schwarze, Gelbe, Grüne, Rote und Blaue Menschen…anders ausgedrückt fast alle Farben…achso die Farbe ist ja unerheblich, alle Menschen…also nicht alle aber fast alle, aber zumindest sehr viele, also die überwiegende Mehrheit, die das nicht akzeptieren kann.
Also unabhängig was nach weiße Menschen kommt, ist es unwahrscheinlich, dass es stimmt. Die Hautfarbe spielt teilweise eine Rolle bei der Sonnenempfindlichkeit. Da wird tatsächlich in ein kleiner Unterschied zwischen den Hautfarben gesehen (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Sonnenbrand#cite_note-PMID22246617-3).
Es ist wichtig, dass wir so kommunizieren, dass gerade wenn wir die Hypothese von zwei Seiten haben (schwarz, weiß, groß, klein usw.) wir die andere Seite einladen den Mißstand zu beheben. Konfrontation kann helfen wachzurütteln oder mich dazu bewegen alle Jubelmonate mal auf einen jetzt.de Artikel zu klicken. Gleichzeitig stößt es mich ab, der nächste jetzt.de Artikel wird vermutlich in 3-9 Monaten angeklickt, wenn ich den Nerv hab und ich kann immer noch nicht konstruktiv mit dem Thema agieren. Das ist ein recht hoher Preis. Und wachgerüttelt wurde ich auch nicht. Denn ich, der weiße Mann, bin mir durchaus bewusst, dass wir Rassismus in Deutschland haben, gegen alles was anders ist. Und anders definieren wir dann je nach Kontext.