Die Stimmung ist nicht so gut wie sie sein könnte. Irgendwie im negativen, aber netterweise ohne das Gefühl, das mein Gesicht in Starrheit gefangen ist. Sondern vermutlich gemischt pessimistisch. Der eigene Kritiker, der sagt, dass ich in den 1,2 Wochen Urlaub noch nichts wirklich mit meinem Sohn unternommen habe. Die Tatsache, dass meine Frau mich daran erinnert, dass sie noch Gutscheine für den Kletterpark hat und ich nur denke: Aber woher die Energie nehmen? Was soll ich da? Ich habe Verhaltenstherapie heute um 15h…und das ist mir schon ein Termin zuviel.
Parallel dazu lese ich Nachrichten. Hamas, Israel, eine CDU die sich mit rechten Parolen zu erholen scheint in den beiden Landtagswahlen, eine AFD die erstarkt, Freie Wähler Bayern, die erstarken und ebenfalls einen schwierigen Anführer haben, den ich dem rechten Spektrum grob zuordne. Was ist das für eine Kacke? Die Grünen, SPD und FDP losen ab, gegen rechtes und manchmal, wenn man ein Auge zudrückt, konservatives Reden. Gehandelt wird ja nicht, das ist ja nur Gelaber und dann Echo-Kammer Journalismus, der den größten Rotz noch per Megaphon in die Welt hallt, unreflektiert und ohne Kontext. Eine Aufreger-Journalismus Mentalität die den Brandbeschleunigern in der Politik noch das Feuerzeug zum anzünden reicht.
Und was machen die Politiker-Anführer? Die, deren Aufgabe das kommunizieren ist? In der Süddeutschen kommt das nicht vor – ich muss das auf Google suchen um zu sehen, was Scholz, Habeck und Baerbock zu sagen haben. Ansonsten bekommen wir medial die verschriftlichten Greueltaten der Hamas geliefert, die Reaktion der Israelis und vielleicht noch die gemeinsame Unterstützung verschiedener Parteien und Länder für Israel. Den Versuch ein Gesamtbild aus dem ganzen zu erzeugen wird nicht wirklich unternommen, eher noch mehr Liveberichterstattung in Nachrichtenschnipseln die kaum dabei helfen eine Idee zu bekommen oder sich eine Meinung zum Geschehen bilden zu können. 1500 Tote Hamas Kämpfer? Hatten die alle einen Ausweis dabei wo das drauf stand? Oder eine Uniform der Hamas? Oder sahen die einfach nur Arabisch und nicht Israelisch aus? Und wie viele Tote jetzt auf der israelischen Seite? Wieviel Zivil und wieviel Militärisch?
Am Ende stehe ich seit Jahren fassungslos vor den ganzen Konflikten dieser Welt. Als würde die Menschheit in Summe ihre Konflikte immer noch mit der Keule austragen anstatt zu reden. Es ist furchtbar, wenn Menschen zu schaden kommen, denn das Leid geht danach weiter und das meistens multipliziert, mit der Anzahl der Angehörigen und Freunde – oder wie die Ärzte sangen „Gewalt erzeugt Gegengewalt“. Es gibt einen guten Grund, warum wir in Deutschland seit Jahrzehnten recht friedlich leben können – wir halten uns bei Militäroperationen weitestgehend zurück und leisten vor allem humanitäre Hilfe, beim Aufbau, Ausbildung. Wir machen bei weitem nicht alles richtig, aber aber wenn ich mir diese Konfliktländer anschaue, dann machen wir unterm Strich sehr, sehr viel richtig und gut.
Natürlich müssen wir den Israelis zur Seite stehen, genauso wie wir den Ukrainern helfen. Und trotzdem müssen wir immer im Auge behalten, dass auf der anderen Konfliktseite ebenfalls nur Menschen sind und davon auch unschuldige Kinder wie auch Erwachsene. Sowenig wie alle Menschen hinter Netanjahus Siedlungspolitik stehen, sowenig stehen alle Menschen hinter den Hamas, hinter Putin oder Selenskyj. Am Ende ist es immer schlecht wenn Menschen zu schaden kommen und die Welt in Freund und Feind zu unterteilen ist aus meiner Sicht der alte Keulen-Reflex.
Mein Mitgefühl ist bei jedem der in diesem sinnlosen Terrorakt in Israel Opfer geworden ist, ob psychisch oder körperlich. Ich möchte, dass das alles aufhört. Aber ich bin fest der Überzeugung, dass Freund-Feind Bilder und Keulen das Problem nicht lösen. Und das es keine wirklich einfachen Antworten gibt. Eine verhältnismäßig einfache gibt es aber aus meiner Sicht: Die Verteidigung Israels gegen Aggressoren. Das kann aus meiner Sicht funktionieren ohne sich in ein allzu problematisches Feld zu begeben. Verteidigung ist natürlich nicht Angriff. Auch von Präventivschlägen halte ich nichts. Aber wo ist da die Grenze? Und da sieht man, dass es doch nicht wirklich eine einfache Antwort ist – und trotzdem eine die ich heute geben würde.