Wenn die Nerven mal wieder blank liegen, und ein kleiner Anstoß den Vulkan zum Ausbruch bringt, entschuldige ich mich häufig im Nachhinein.
Manchmal kommt dann die Rückmeldung, oder auch häufiger, dass ich mich nicht hätte entschuldigen müssen und die Reaktion ok war. So wie letztens. Das Büro füllt sich so ganz langsam wieder mit Menschen und in einer Besprechung hatten wir tatsächlich, neben ein paar Menschen in anderen Ländern auch drei, die sich in Deutschland in einem Raum tummelten.
Erst unterhielten wir uns, und als es dann los gehen sollte, flüsterten die drei noch miteinander. Leider funktionieren die Mikrofone in unseren Räumen so, dass sie versuchen automatisch empfindlicher zu werden, je leiser gesprochen wird. D.h. das Flüstern kam nahezu in Normalgesprächslautstärke durch meine Kopfhörer.
Nach meinem Empfinden herrschte ich die drei Senior Manager an, dass sie entweder aufhören zu reden oder auf „Mute“ gehen sollen. Nun. Sie hörten auf zu reden.
Inhaltlich gerechtfertigte Ansprache, natürlich. Aber leicht gestresst war das Flüster-Gespräch und die mangelnde Disziplin der Teilnehmer der Stein des Anstoßes für die Eruption, die hätte auch ein freundliches Klopfen hätte sein können. Gestresst war ich unter anderem, weil ich mir schon im Vorfeld Gedanken zu der Disziplinlosigkeit der Teilnehmer des Meetings gemacht hatte. D.h. sie trafen die einen gewissen Punkt.
Zweitens macht mich die Gruppe, selbst noch nach vielen Jahren immer etwas nervös. Wie gut funktioniert das Meeting heute, welche Überraschungsunangebrachtekritik bringen sie hervor, wie fit und gut antworte ich darauf.
Am nächsten Tag gab es mit den gleichen Typen wieder einen Termin. In letzter Zeit ohnehin zu viele dieser Art. Und da gab es die Gelegenheit das ein bisschen einzuordnen, eine Entschuldigung anzubringen. Die Rückmeldung war, wie gesagt, dass das schon so ok war. Und wenn der Ton schärfer gewesen ist, dann haben sie es eher unter dem Thema wie mein Nervenkostüm aussieht verankert und weniger persönlich genommen.
Ja, wer wäre nicht gerne in jeder Situation und mit jedem Nervenkostüm souverän, entspannt, schlagfertig. Ich bin mit mir häufig dann nicht zufrieden. Andererseits, da ich das schon häufiger getan habe, ist die Frage, ob die Selbstkritik nicht ein wenig zu sehr „selbstkritisch“ ist.
Das ist natürlich kein neues Pattern, häufig ist man sich selbst der schärfste Kritiker. Es gab natürlich noch einen zweiten Grund für die Entschuldigung, neben der Schärfe. Ich möchte von anderen auch nicht so scharf angegangen werden. Drittens fände ich es schön, wenn sich auch andere Gegenüber im Nachhinein entschuldigen. Es zeigt eine gewisse Selbstreflektion.
Nun, in jedem Fall ging es mir danach besser, das war gut. Gleichzeitig habe ich ein paar Sachen mitgenommen: Wenn ich im Vorfeld das Thema Disziplin sehe, dann kann ich das ansprechen – bevor es aufkommt. Zudem: Wenn ich vorher nervös bin, erst versuchen die Nervosität zu kontrollieren.
Und eine Sache an der ich immer wieder arbeite ist nicht so hart zu mir selbst zu sein.