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Blockieren – bitte jetzt, immer

Ich stehe hier vor meinem PC. Baller mich zu, ballere den Typen um. Schreiben um zu denken, weil wenn ich nicht schreibe, dann denke ich nicht. Baller mich zu – mit Clash Royale, mit Antipathie gegenüber meiner Frau, mit Sueddeutsche.de, Blogs und Twitch.tv – wenn andere Leute ballern.

Pseudo-Aktivität, egal was, Hauptsache das Gehirn bekommt keine Zeit zu denken. Könnte ja sein, dass da nur Scheiss bei rauskommt. Selbstmordgedanken, Trennungsgedanken vom Leben, der Arbeit, der Ehe, den Kindern.

Sind wir Männer archaische Jäger die ihre Neandertaler und Homo Sapiens Vergangenheit nicht abschütteln können? Fressen wir unsere Kinder, verteilen wir den Samen, weil das nun mal so programmiert ist? Und wie geht man mit dem Anspruch der heutigen Gesellschaft um, diese inneren Instinkte und Reflexe zu unterdrücken?*1

Innerlich zerrissen. Wie langweilig – im Büro zu sitzen anstatt das Mammut zu erlegen. Vor dem Schreibtisch zu stehen anstatt das Wunderwerk Körper im Kampf oder im Dauerlauf zu nutzen. Im Liebesspiel zu verausgaben. Es steht alles still, darum dreht sich die einzige Spirale im Kopf, die Bewegung und Action finden nur fiktional, nur in der Birne statt.

Die Sonne scheint. Mein Sohn hat 8 passende T-Shirts und 5 Pullis, 5 Hosen. Das reicht erstmal. Der Nikolaus bringt weitere T-Shirts und andere Events werden Pullis und Hosen bringen. Die Notwendigkeit eines Großeinkaufs wurde abgewehrt.

Ich habe Dysthymie. Das ist eine chronische Depression. Vieles, was ich in den schlechten Zeiten erlebe, hatte ich schon immer. Flüchtigste Selbstmordgedanken, das Grübeln, Selbstvorwürfe. Meine Verhaltenstherapeutin hat mir eine Übung zu mehr Selbstliebe zukommen lassen. Die werde ich gleich machen. Denn trotz aller Beschissenheit in den DNA von 4 Milliarden Männern auf dem Planeten bin ich ein Unikum. Zu Liebe ganz passabel fähig, auch und vor allem dann, wenn die Selbstliebe existiert. Empathisch und sehr voller Mitleid für den Schmerz meiner direkten Umgebung. Den ich scheinbar mit erzeuge. Hervorragend.

  1. Disclaimer: Nach 24 Stunden reifen ist mir aufgefallen wie missverständlich das interpretiert werden kann. Es geht um natürliche Instinkte die zum Teil oder vollständig unterdrückt werden müssen, aber trotzdem da sind. Manchmal ist das einfach, manchmal anstrengend und manchmal auch belastend. In keiner Weise sollen damit jegliche (sexuelle) Straftaten, Übergriffe etc. legitimiert oder begründet, verteidigt, erklärt werden. Davon distanziere ich mich ausdrücklich. Auch wollte ich noch nie meine Kinder essen, das war lediglich ein Beispiel für animalisches Verhalten. ↩︎